Industrieller Druckguss – Poren minimieren mit Best Practices (Case Study)

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Industrieller Druckguss – Poren minimieren mit Best Practices (Case Study)

Porenarme, druckdichte Bauteile sind kein Zufall: Mit High‑Pressure‑Die‑Casting (HPDC) für Aluminium‑Druckgussteile, sauberem Schmelze‑Management und einer simulationsgestützten Formauslegung lassen sich Porosität, Kaltschweißstellen und Lunker drastisch reduzieren – und damit Ausschuss, Nacharbeit und Reklamationen. Diese anonymisierte Case Study zeigt bewährte Stellhebel aus der industriellen Praxis.

Ausgangssituation (anonymisiert)

  • Bauteil: Elektronik‑/Mechatronik‑Gehäuse mit Dichtflächen, Sichtflächen und Gewinden.

  • Anforderungen: Druckdichtheit, enge Gusstoleranzen (DIN EN ISO 8062‑3), gute Wärmeabfuhr.

  • Problem: Röntgenbefunde zeigten Gasporosität in der Dichtfläche und Schrumpfporen in einem massiven Knotenbereich. Ausschussquote: spürbar über Ziel.

Analyse & Simulation

  • Füllbild‑Simulation: Turbulenzen und Lufteinschlüsse in der letzten Füllzone → Anpassung von Anschnittquerschnitten und Überlaufpositionen.

  • Thermik: lokale Hot‑Spots → ungleichmäßige Erstarrung, Schrumpfporenrisiko.

  • Prozessdaten: unruhiger Phasenwechsel (langsam/schnell), schwankende Werkzeugtemperatur, Trennmittel‑Einfluss.

Maßnahmenbündel (Best Practices)

  1. Vakuum‑Druckguss: aktive Entlüftung der Kavität, optimierte Ventquerschnitte.

  2. Überlauf/Entlüftung neu ausgelegt: Überläufe näher an letzte Füllbereiche, definierte Reinigungsstrategie.

  3. Einspritzprofil optimiert: klarer Umschaltpunkt, stabile Nachdruckphase (Intensivdruck).

  4. Thermomanagement: angepasste Formtemperierung, lokale Squeeze‑Pins zur Kompression von Hot‑Spots.

  5. Schmelze‑Qualität: rotierende Entgasung/Filtration, saubere Löffel‑/Ofenführung, reduzierte Oxidhaut.

  6. Trennmittel‑Management: Dosierung/Applikation standardisiert, Feuchte kontrolliert.

  7. Dichtflächenstrategie: definierte Bearbeitungszugaben, funktionsorientiertes CNC‑Finish.

Ergebnisse (typische Verbesserungen)

  • Porositäts‑Hot‑Spots eliminiert, Porenfeinheit deutlich reduziert.

  • Ausschussquote von ~8 % auf ~2 % gesenkt (Richtwert aus vergleichbaren Projekten).

  • Dichtheits‑Passquote > 99 % erreicht; Röntgen‑PPM markant verbessert.

  • Zykluszeit stabilisiert, weniger Nacharbeit/Sortierung.

Wichtig: Zahlen sind projektspezifisch und dienen als realitätsnahe Bandbreite. Entscheidend ist das konsequente Zusammenspiel aus Simulation, Werkzeug, Prozessführung und Qualitätssicherung.

Lessons Learned

  • Simulation zuerst: Jede Geometrie braucht ihr eigenes Füll‑/Entlüftungskonzept.

  • Vakuum ist der Game‑Changer für dichte Dichtflächen.

  • Temperatur diszipliniert fahren: Thermal Drift ist Poren‑ und Verzugstreiber.

  • Schmelze ist Rohstoff & Risiko zugleich: Entgasung/Filtration sind Pflicht.

  • DFM zahlt die Rechnung: Wände harmonisieren, Radien, Kerne kritisch prüfen.

Prüf‑ & Qualitätskonzept

  • Inline‑Überwachung: Schussdaten, Formtemperaturen, Schmierzyklen.

  • Prüfungen: Röntgen/CT nach Stichprobenplan, Druck‑/Helium‑Lecktest, metallographische Schliffe.

  • Dokumente: Erstmuster (PPAP/VDA), MSA, Cp/Cpk, Rückverfolgbarkeit über Chargen/Losnummern.

Alternative Verfahren – wann umschwenken?

  • LPDC (Niederdruckguss): bei größerer Wanddicke und hoher Dichtheitsanforderung.

  • Kokillenguss (Permanentformguss): Top‑Oberflächen/Genauigkeit bei moderaten Wandstärken.

  • Sandguss: für sehr große Bauteile/Kleinserien.

  • Feinguss: für filigrane Details/komplexe Strukturen (auch jenseits von Al).

Audit‑/Projekt‑Checkliste (Download‑fähig auf Wunsch)

  • Zeichnung/3D (STEP) + DIN EN ISO 8062‑3/GD&T

  • Porositäts‑/Dichtheitsspezifikation & Prüfplan

  • Legierung/Schmelzeführung, Ofen‑Konzept

  • Formtemperierung, Vakuum, Entlüftung/Überläufe

  • Einspritzprofil/Umschaltpunkt/Nachdruck

  • Oberflächen/Finish, Logistik, Verpackung

FAQ

Reicht Simulation allein aus? Nein. Simulation zeigt Tendenzen; Prozessdisziplin (Vakuum, Temperatur, Schussprofil) macht den Unterschied in der Serie.
Ist Vakuum immer nötig? Bei Dichtflächen und Sichtflächen meist ja – zumindest als Absicherung gegen Gasporosität.

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